Was ist eine Angststörung?
Ganz einfach ausgedrückt: Von einer Angststörung sprechen wir, wenn Angst dich am Leben hindert. Angststörungen können dich daran hindern ein Leben voller Freude und Liebe zu führen. Die Angst sorgt nämlich dafür, dass du alles mögliche tust, um deine Ängste zu besänftigen. Die Störung liegt darin, dass nichts, was du tust wirklich zu helfen scheint.
Die Angst ploppt immer wieder auf
Egal was du tust, egal wie vorsichtig du bist ... es ist als wenn immer wieder neue Ängste aufploppen. Du hast eine Angst scheinbar besiegt, schon ploppt die nächste Angst auf. Wobei ... eigentlich ist es immer die "gleiche" Angst, sie sucht sich nur verschiedene Gründe, um aufzuploppen. Angst kann wie ein gut geölter Motor sein. Sobald man den Schlüssel nur antippt, springt der Motor an. Das heißt, es braucht nur einen klitzekleinen Grund und die Angst ploppt auf und macht sich in deinem Körper breit.
Warum Angststörung?
Warum sprechen die einen von Angst oder Ängsten und die anderen von Angststörungen? Was ist der Unterschied?
Zunächst einmal: Angst ist ein Gefühl. Genauer gesagt eine Reaktion des Körpers auf einen Reiz von außen.
Du nimmst etwas wahr, d.h. du hörst, siehst oder fühlst etwas und dein Körper reagiert in einer bestimmten Art und Weise, die wir als Angst bezeichnen. Z.B. fängt dein Herz stärker an zu klopfen.
Dein Mund wird trocken und dein Puls rast. Ängste sind normal. Wenn ein großer Bär vor dir steht, dann wirst du wohl mit Angst reagieren. Diese Angst führt dazu, dass du nicht weiter Blümchen
pflückst, sondern die Beine in die Hand nimmst und wegrennst. Das ist auch gut so. Wenn du aber anfängst Angst vor allem möglichen zu haben und sich deine Gedanken in Angstloops verlieren, dann
sprechen wir landläufig von einer Angststörung.
Darauf kommt es eigentlich auch nicht an. Die Angst will dich schützen. Sie will dich vor einer Gefahr schützen. So weit so gut. Allerdings reagiert die Angst (also du) manchmal über. Die Angst
reagiert entweder auf deine angstmachenden Gedanken oder auf etwas was gerade im Außen ist.
Du nimmst also etwas wahr, vielleicht siehst du eine Spinne. Dein Verstand registriert "da ist eine Spinne". Dein Körper reagiert mit einer Reaktion die wir als Angst bezeichnen und dein Verstand
reagiert auf diese körperliche Reaktion indem er nun lospoltert und dir zu verstehen gibt: "Hilfe ich habe Angst! Die Spinne muss weg! Ich will hier weg!"
In diesem Moment sind sich Körper und Verstand sehr einig und bevor du denken kannst, rennst du schon aus dem Raum.
Das Spannende ist hier, dass nicht jeder Angst vor Spinnen hat. Damit kommen wir zu einem entscheidenden Punkt. Im Außen ist etwas (eine Spinne), du nimmst die Spinne wahr (du siehst sie) und
dein Körper reagiert darauf.
Achtung aufgepasst: Zuerst reagiert dein Körper darauf und dann erst dein Verstand! Deshalb nützen solche banalen Sätze nichts: "Das ist doch nur eine kleine Spinne, da brauchst du doch keine
Angst vor zu haben!" Neeeee ... das weißt du auch ... dein Körper weiß es aber nicht, denn irgendwann hat er mal diese Angst vor Spinnen entwickelt ... oder vor Mäusen ... oder vor Einbrechern
... oder vor Ratten ... oder vor dem nächsten Arbeitstag ... oder vor dem Vorgesetzten ... der Kollegin ... den Nachbarn ... oder davor das Leben nicht mehr auf die Reihe zu kriegen.
Wenn die Angst dich vor einer Gefahr schützt, dann ist es gut. Wenn die Angst dich aber davon abhält ein Leben in Freude zu führen, dann solltest du darüber nachdenken, ob du eine Angststörung
hast.
Susanne hat Angst
Eine Kundin von mir, nennen wir sie Susanne, hat zwei Kinder. Sie ist verheiratet. Ihre Kinder sind 4 und 7. Sie arbeitet halbtags im Büro. Wenn sie abends total erschöpft ins Bett geht, schläft sie meistens schnell ein. Doch gegen drei Uhr wacht sie häufig auf. Ihre Gedanken kreisen darum, was sie morgens alles vorbereiten muss. Sie sorgt sich um ihren 7-jährigen Sohn, der nicht so gut in der Schule ist, wie sie gehofft hatte. Oftmals braucht er mehr als zwei Stunden bei den Hausaufgaben. Die Lehrerin hat Susanne angesprochen, dass er zu langsam ist. Sie versucht Lösungen zu finden. Nachhilfe? Aber ist ja noch so klein. Außerdem verdient sie nicht so viel.
Ihr Mann sieht das alles nicht. Sie hat das Gefühl, alles alleine wuppen zu müssen. Auch bei der Arbeit fühlt sie sich oft hilflos. Sie sitzt allein im Büro, wenn sie eine Frage hat, kann sie nur
ihren Vorgesetzten fragen. Der verdreht häufig die Augen, wenn sie ihn fragen muss. Inzwischen ist sie so ängstlich, dass sie schon ganz zittrig ist, wenn er bei ihr im Raum ist. Neulich ist sie
in Tränen ausgebrochen. Sie hat sich so geschämt. Inzwischen hat sie schon Angst davor, wieder in Tränen auszubrechen.
Nacht für Nacht liegt sie wach. Sie wird immer müder. Immer gereizter. sie weiß nicht mehr weiter. Am Tag geht es, aber nachts liegt die Angst wie ein schwerer Stein auf ihrer Brust. Sie hat
Angst davor, dass man ihr kündigt.
In diesem Zustand wendet sich Susanne an mich.
Woher kommen Susannes Ängste?
Um es kurz zu sagen: Ängste sind in der Regel gelernt. Meistens in der Kindheit. Das bedeutet aber auf gar keinen Fall, dass die ganze Kindheit aufgearbeitet werden muss. Die Angst ist wie ein
Muskel, je öfter man sie "bedient" desto stärker wird sie.
Auch bei Susanne war es so. Ziemlich schnell fand ich heraus, woher Susannes Ängste kamen. Nun ging es darum der Angst die Kraft zu nehmen.
Achtung: Bei Ängsten geht es niemals darum, Lösungen für die Situationen zu finden, die Angst machen. Es geht darum die Wahrnehmung bzw. die Perspektive zu verändern. Bleiben wir bei dem Beispiel
Susannes Sohn:
Nachhilfe wäre vielleicht eine Lösung. Vielleicht würde Susannes Ängste für eine kurze Zeit auch weniger werden. Da Susannes Angst jedoch gut gestärkt ist, wird sie bald wieder auf der Bühne
stehen und neue Gründe finden um Angst zu haben. Dann ist es vielleicht die Angst davor, dass die Nachhilfe nur eine zeitlang helfen wird.
Was also bei einer Angststörung tun?
Bei einer Angststörung schauen wir, wann die Angst sich zeigt und WIE sich die Angst zeigt. Es geht darum, die Angst BEWUSST wahrzunehmen: "Aha, da ist sie also wieder, die Angst!" Im nächsten Schritt geht es darum, sich zu fragen, ob das Ereignis wirklich so schlimm ist. Was ist das Schlimmste was jetzt passieren könnte. Die meisten Menschen stellen dann fest, dass es gar nicht so schlimm ist.
Zunächst einmal geht es also darum, die Angst bewusst wahrzunehmen und bereit zu sein mit der Angst zu leben. Eine gute Frage ist:
"Will ich das glauben?" Dabei kann dir Meditation helfen. Mit etwas Übung gelangt der Körper durch Meditation in einen entspannten Zustand. In diesem Zustand lernst du zu beobachten, was du an
Gefühlen und Gedanken wahrnehmen kannst.
Meditation - das Supertool bei Ängsten
Ängste sind so machtvoll, dass sie unsere gesamte Aufmerksamkeit auf sich ziehen können. Genau das sollten wir eben nicht tun.
DENN: Je mehr Aufmerksamkeit wir der Angst geben, desto größer und stärker wird sie. In der Meditation lernst du, die Aufmerksamkeit von der Angst abzuziehen.
Wir sollten der Angst also weniger Aufmerksamkeit geben. Manchmal hilft Ablenkung, manchmal hilft die Einsicht, dass es eigentlich nicht so schlimm ist.
Auf jeden Fall sollten wir Klarheit darüber haben, das wir uns nicht mehr von der Angst bestimmen lassen wollen. Klarheit bedeutet, dass du deine Gedanken und Gefühle sehr bewusst wahrnimmst und
"sortieren" kannst. Auch dabei hilft dir die Meditation.
Definitiv hilft es, wenn du mit jemandem sprichst, der sich mit Ängsten auskennt. Gerne kannst du hier schauen.
Eine Meditation bei Ängsten
Dies ist eine ganz einfache Form der Meditation:
1. Stelle einen Timer auf 10 Minuten (oder lasse ein ruhiges Musikstück mit etwas 10 Minuten Länge spielen).
2. Achte darauf, dass du ungestört bist.
3. Atme einige Male tief ein und aus, lasse dann den Atem fließen.
4. Fühle in deinen Körper. Wo spürst du Enge? Wo spürst du Weite?
5. Beobachte deine Gedanken. Alle Gedanken dürfen sein ... hast du mehr positive oder mehr negative Gedanken.
Nimm einfach nur wahr. Alles darf sein. So lernst du dich besser kennen. Das ist ein erster sehr wichtiger Schritt.
Wichtig: Führe die Meditation regelmäßig durch. Mindestens 10 Tage lang und dann schau, was sich verändert hat.
Ich weiß, manchmal braucht es mehr als eine Meditation. Du hast das Gefühl du brauchst mehr Schritte, weil der Berg hinter deinen Ängsten so groß ist? Dann schau mal hier
5 Schritte aus der Angst in die Freude
1. Nimm deine Angst bewusst wahr. Sage zu dir selbst laut oder in Gedanken: "Ah, da ist sie ja wieder, die Angst!"
So gewinnst du schon etwas Abstand.
2. Frage dich: Wovor genau habe ich gerade Angst?
3. Frage dich: Ist das wirklich so schlimm? Was könnte im schlimmsten Fall passieren?
4. Lenke dich ab. Richte deine Gedanken auf etwas anderes.
5. Mache etwas, was dir Freude macht und frage dich anschließend noch mal: Ist es wirklich so schlimm? Ist es wirklich etwas, wovor ich Angst haben muss?
Deine Ängste
Und jetzt du! Schreibe in die Kommentare wovor du Angst hast. Wie gehst du mit deinen Ängsten um?
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